Lehre abgeschlossen. Was nun?

Nils hat Ende Juli seine 4-jährige Lehre als Informatiker EFZ Applikationsentwicklung abgeschlossen und holte sogar die Ehrenmeldung. Es waren vier intensive Jahre, in denen sich Nils nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterentwickelt hat. Er blickt mit uns zurück und verrät, wohin seine Reise führt.
Fangen wir ganz von vorne an. Wieso hast du dich für eine Lehre als Informatiker Applikationsentwicklung entschieden?
Schon seit ich als kleiner Junge meinen ersten Computer bekommen habe, bin ich von Technik und Computern begeistert. Als dann das Thema Berufswahl in der Schule langsam aufkam, war für mich von Beginn an klar, dass ich Informatiker werden möchte. Nachdem ich dann meine erste Schnupperlehre bei der exanic AG – Digital Factory absolviert hatte, wusste ich, dass dies der richtige Beruf für mich ist.
Wenn du nun auf die vergangenen vier Jahre zurückblickst, wie hast du deine Lehrzeit erlebt?
Meine Lehre war sehr spannend und ich konnte schon relativ schnell in Kundenprojekten mitarbeiten. Gerade die Mitarbeit in verschiedenen Projekten hat mir grosse Freude bereitet, da ich so auch Einblicke in die jeweiligen Branchen unserer Kundinnen und Kunden erhalten habe. Zudem bin sehr froh, dass ich meine Lehre in einem kleinen Unternehmen absolvieren konnte. Ich habe das Gefühl, man wird als Lernender auch mehr wertgeschätzt als zum Beispiel in einer Firma mit über 1’000 Mitarbeitenden.
Was hast du besonders gern gemacht, was nicht?
In meiner Lehrzeit durfte ich mehrmals kleine eigene Systeme entwickeln, die dann intern für unsere Firma genutzt wurden. Dies war sehr cool, da ich jeweils eigene Ideen in das System einfliessen lassen und die Benutzeroberfläche nach persönlichen Präferenzen gestalten konnte. In den letzten vier Jahren konnte ich bei zwei Projekten von Beginn an bis zum ersten Release mitarbeiten. Das hat mir sehr viel Spass gemacht, da ich so miterleben konnte, wie ein System von der «Geburt» an von Tag zu Tag mehr Funktionalitäten abdeckt. Ich konnte viel an der Notfall-App e-mergency® mitarbeiten – das hat mir sehr gut gefallen. Mit der Zeit kannte ich das Projekt so gut, dass ich auch schon während der Lehrzeit stellvertretend den Lead für einen Sprint übernehmen durfte, wenn die verantwortliche Person in den Ferien war.
Bis auf ein paar kleinere, einmalige Aufträge traf ich eigentlich auf nichts, was ich nicht gerne gemacht habe. Ich würde behaupten, dass das Programmieren von automatischen Tests nicht gerade zu meinen Lieblingsaufgaben zählt, jedoch können diese teils sehr wichtig sein und auch dieser Task gehört nun mal zum Beruf eines Informatikers dazu.
Gab es besonders schwierige Momente?
Da denke ich an den Lehrbeginn zurück. Da hatte ich noch nicht viel Know-how in der Fehlersuche und -behebung, weshalb es oft Momente gab, in denen ich beinahe die Geduld verlor. Mein Berufsbildner Philipp hat dann meistens bewusst nicht gleich beim ersten Nachfragen geholfen und ab und zu noch einen Spruch wie «ich weiss au ned!» fallen gelassen. Zugegeben, das war im ersten Moment nicht wirklich motivierend, hat dann jedoch dazu geführt, dass ich mir relativ schnell selber beigebracht habe, Fehler zu suchen und zu beheben. Denn heutzutage findet man im Internet in 90% der Fälle genug andere Leute, die mit demselben Problem Mühe hatten.
Die gesamte Lehrzeit wurdest du von Philipp begleitet und betreut. Ganz ehrlich, war er oft streng mit dir :-)? Was konnte er dir speziell mit auf den Weg geben?
Ich persönlich bin der Meinung, dass Philipp den perfekten Grad zwischen Lockerheit und Bestimmtheit trifft. Er hat viel Geduld und versucht stets, den Lernenden mit einer gewissen Lockerheit zu begegnen. Er drückt jedoch auch klar aus, welche Erwartungen er hat und was er von dir als Lernenden fordert.
Was machst du in deiner Freizeit gerne, um den Ausgleich zu Job und Schule zu schaffen?
Im Sommer treffe ich mich nach der Arbeit oder am Wochenende sehr oft mit Kollegen am schönen Ägerisee. Im Winter bin ich mindestens einmal pro Woche als Trainer von Jugendlichen im Ski Club Oberwil-Zug tätig. An den übrigen freien Tagen zieht es mich dann meistens auch nochmals mit Kollegen oder mit meiner Familie in den Schnee.
Wie liefen deine Abschlussprüfungen ab, die ja wegen Covid-19 in einem eher ungewohnten Rahmen durchgeführt wurden?
Ich habe während meiner Lehre darauf verzichtet, die Berufsmatura zu machen und hatte so nebst meiner IPA nur eine Abschlussprüfung in Allgemeinbildung – diese wurde jedoch abgesagt. Die IPA, also meine Abschlussarbeit, konnte ich im Homeoffice durchführen. Dies war für mich keine grosse Herausforderung, da ich ein relativ flexibler Mensch bin. Wenn ich ehrlich bin, denke ich nicht, dass das Resultat anders herausgekommen wäre, wenn die IPA im Büro durchgeführt worden wäre.
Wie ist der Austausch intern unter den Lernenden?
Ich verstehe mich sehr gut mit den anderen Lernenden. Leider ist es etwas schade, dass wir jeweils nicht an den gleichen Wochentagen Schule hatten, weshalb wir uns teilweise nur an einem Tag pro Woche sahen.
Du bleibst uns ja erhalten und startest am 1. September als Junior Software Engineer. Was erwartest du von der «richtigen» Arbeitswelt? Und auf was freust du dich speziell?
Ich vermute, dass sich mein Alltag ab dem 1. September nicht gross vom bisherigen unterscheiden wird, denn ich konnte seit längerem in diversen Projekten mitarbeiten. Der grösste Unterschied wird wohl sein, dass ich ein wenig mehr Verantwortung tragen muss. Auf was ich mich besonders freue ist, dass ich am Abend nach der Arbeit nach Hause kommen kann und den Abend oder das Wochenende frei habe und nicht an den Hausaufgaben oder einer Projektarbeit der Schule arbeiten muss.
Wie sehen deine nächsten beruflichen Pläne aus?
Durch die ganze Covid-19 Situation sind meine beruflichen Zukunftspläne ein wenig durcheinandergeraten. Eigentlich war mein Plan, nach dem Sommer die Berufsmaturitätsschule zu besuchen – diese wird jedoch nicht durchgeführt.
Ich würde gerne einmal für ein Jahr in einem anderen Land arbeiten. Zudem möchte ich mich sicherlich mit einem Studium weiterbilden. Ein grosser Traum für mich wäre es, einmal selber eine kleine Firma zu besitzen. Damit dies jedoch Realität wird, brauche ich noch einige Jahre mehr Erfahrung in der Softwareentwicklung.
Was gibst du zukünftigen Lernenden mit auf den Weg?
Ich denke das wichtigste ist, den Kopf niemals hängenzulassen. Auch wenn einmal etwas nicht beim ersten Mal funktioniert, sollte man nicht gleich aufgeben. Oft hilft es dann auch, das Problem kurz zur Seite zu schieben und etwas Anderes zu machen – meist kommen dann die Ideen für die richtige Lösung von alleine.